Erforsche Namen und Geschichte der Möhre, entdecke ihre gesundheitlichen Vorteile. Wir informieren dich über Anbau, Lagerung und vielfältige Verwendung in der Küche – von Saft bis kandierten Karotten.
Oder doch Mohrrübe, Gelbe Rübe oder Wurzel?
Für dieses beliebte Gemüse gibt es in der deutschen Sprache die verschiedensten regionalen Ausdrücke. So kennt man sie im Westen meist als Möhre oder Karotte, im Osten außerdem als Mohrrübe, während im Norden die Bezeichnung Wurzel geläufig ist. Im Süden ist der Begriff Gelbe Rübe verbreiteter als anderswo im Land, ansonsten sind sie dort auch als Karotten bekannt. Weiterhin hört das Gemüse auf die Namen Wuttel, Woddel, Murke oder Rübli, um nur einige zu nennen. Trotz dieser Vielfalt werden in Deutschland immer häufiger die Begriffe Möhre oder Karotte verwendet, da man sie z.B. in Supermärkten fast ausschließlich unter diesen Namen verkauft. Zudem werden kleinere und kugelförmige Sorten häufiger als Karotten, und längere Sorten häufiger als Möhren bezeichnet.
Botanisch gehört die Pflanzenart der Möhren (Daucus carota) zur Familie der Doldenblütler und zählt selbst einige Unterarten. Eine davon ist unser Kulturgemüse, die Gartenmöhre oder Karotte. Ihr offizieller Name lautet Daucus carota subsp. sativus. Das deutsche Wort Karotte leitet sich, wie das englische carrot, französische carrotte und italienische carota vom lateinischen carota ab. Der Begriff Möhre soll sich im Laufe der Jahrhunderte über die mittel- und althochdeutschen Begriffe Morke, Mokra und More aus einer alten Bezeichnung für Wurzel entwickelt haben, die in den germanischen sowie slawischen Sprachen und im Griechischen enthalten ist.
Eine jahrtausendlange Geschichte
Die Geschichte der Möhren geht bis in die Steinzeit zurück. Damals wuchsen in Teilen Europas, Nordafrikas und Asiens verschiedene Sorten wilder Möhren, die sich weiträumig und zügig verbreiteten. Die bisher ältesten Möhrensamen sollen in einer Pfahlbautensiedlung in der Schweiz gefunden worden und etwa 4000 Jahre alt sein. Doch der Zeitpunkt und Ort der ersten Kultivierung der Wurzel ist noch immer unklar. Einige Forscher vermuten ihn vor bis zu 5000 Jahren in Zentral- oder Kleinasien, wiederum andere im Mittelmeerraum. Belege gibt es über die Nutzung von Möhren in der griechischen und römischen Antike, in der sie bereits als gesundes Gemüse galt. Auch die Entstehung der uns heute bekannten Karottensorte ist nicht eindeutig geklärt. Es handelt sich dabei vermutlich um eine Kreuzung verschiedener Sorten von Wildmöhren, die zum ersten Mal etwa im 10. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Afghanistan, Pakistan und Iran auftrat und eine violette oder gelbe Färbung hatte. Sie bahnte sich im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg nach Europa, wo man bisher nur gelbe wilde Möhren kannte. Ab dem 16. Jahrhundert wurden in den Niederlanden vermehrt orange Karotten gezüchtet, die schließlich sowohl die gelben und violetten Sorten als auch anderes Wurzelgemüse wie Pastinaken vom Speiseplan der Mitteleuropäer verdrängten.
Die Sorten und Farben der Karotte
EU-weit soll es um die 300 Möhrensorten geben, die sich in Form, Farbe, Geschmack, Lagerungsfähigkeit und Anbauzeit unterscheiden. Die Anbauzeit wird häufig als Kriterium für eine Unterteilung genutzt. Demnach gibt es frühe Karotten mit 70-90 Tagen, mittlere bzw. Sommerkarotten mit 110-135 Tagen und späte Karotten bzw. Lagerkarotten mit 170-220 Tagen von der Aussaat bis zur Ernte. Es sind jedoch auch andere Unterteilungen möglich, beispielsweise nach der Form in kurze, mittellange und lange Möhren mit spitzem oder stumpfem Ende. Auch nach der Farbe werden Karotten unterschieden. Das Spektrum reicht hierbei von weißen und cremefarbenen, über hell- und dunkelgelbe, orangefarbene, hell- und tiefrote sowie violette bis hin zu beinahe schwarzen Möhren. Bei Karotten mit dunklerer Färbung ist der Gehalt an Anthocyanen (also sehr gesunden Antioxidantien) in der Regel höher und der Geschmack intensiver als bei orangefarbenen. Weiße und gelbe Möhren hingegen haben häufig einen höheren Gehalt an Lutein (einem Carotinoid) und ein milderes Aroma.
Wann haben Möhren in Deutschland Saison?
Wie schon erläutert, gibt es frühe, mittlere und späte Karottensorten. Späte Sorten sind gewöhnlich sehr gut lagerfähig, sodass wir fast das ganze Jahr hindurch Karotten aus Deutschland als Freiland- oder Lagerware bekommen können. Frühe Sorten gibt es gewöhnlich ab Mai als Bundmöhren, das heißt gebündelt und inklusive dem Möhrengrün zu kaufen. Von Juli bis Oktober findet man mittlere und erste spätere Sorten als aufbereitete Waschmöhren, die meist deutlich größer und schwerer sind. Lagerware gibt es von Oktober bis in den April hinein. Dabei handelt es sich um sogenannte Sandmöhren, die bis zum Verkauf nicht gewaschen und speziell gelagert werden, damit sie haltbar bleiben.
Wie können sie monatelang gelagert werden?
Lager- bzw. Sandmöhren sind spezielle Sorten, die eine lange Vegetationszeit und sehr gute Lagereigenschaften haben. Sie werden nach der Ernte nicht gewaschen, sondern mit der Erde, die an ihnen haftet, in Kühllagern aufbewahrt. Die optimale Temperatur beträgt 0 bis 1 Grad Celsius. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei über 97% liegen, und die Kisten, in denen das Gemüse ruht, müssen luftdurchlässig sein. Zusätzlich wird in modernen, professionellen Lagern CO2 aus der Luft abgesaugt, um eine Konzentration von unter einem Prozent sicherzustellen. Auf diese Weise bleiben die Karotten monatelang frisch und sowohl ihr Geschmack als auch ihre Nährstoffe weitestgehend erhalten.
Wie lagerst Du selbst Möhren richtig?
Solltest Du Möhren in einer Plastikverpackung gekauft haben, ist es wichtig, dass Du diese schnellstmöglich entfernst. Ansonsten würden deine Karotten nach wenigen Tagen anfangen zu schimmeln. Besser ist es, Du bestellst sie lose und plastikfrei zu dir nach Hause. Wir packen deine Möhren einfach in die Mehrwegkiste. Bei Bundmöhren sollte das Grün entfernt werden, da es der Wurzel Nährstoffe entzieht. Zum Wegwerfen ist es jedoch zu schade! Leckere Ideen zur Verwertung folgen weiter unten im Text. In einem angefeuchteten Stofftuch oder -beutel halten sich deine Möhren im Gemüsefach deines Kühlschranks bis zu zwei Wochen, ohne an Qualität einzubüßen. Der Keller bietet sich ebenfalls zur Lagerung an, sofern es dort kühl und leicht feucht ist. Willst Du beispielsweise selbst geerntete Möhren über den Winter einlagern, kannst Du das ähnlich wie in der professionellen Lagerung in einer Sandkiste tun. Verwende dafür möglichst unbeschädigte Karotten und achte darauf, dass immer eine feine Schicht Sand zwischen ihnen liegt. Außerdem ist es möglich, Möhren einzufrieren. Wenn Du sie blanchierst und anschließend in Eiswasser abkühlst, bevor Du sie einfrierst, werden bestimmte Enzyme abgetötet, wodurch sich die Haltbarkeit der Karotten auf bis zu 9 Monate verlängert.
Wo werden Karotten angebaut?
Einige der größten Karotten-Anbaugebiete liegen in China, Russland, den USA, Japan und Polen. Außerdem gehören die Niederlande, Frankreich und Italien zu den wichtigsten europäischen Anbauländern. In Deutschland gibt es fast kein Bundesland, in dem keine Möhren kultiviert werden, wobei es bei der Anbaufläche teils große Unterschiede gibt. Die größten Möhrenfelder gibt es in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Insgesamt werden auf rund 13.700 ha über 600.000 Tonnen Karotten angebaut, wobei der Anteil an Bio-Karotten in den letzten Jahren auf 17 % gestiegen ist.
Ökologischer vs. konventioneller Anbau
Bei der Kultivierung von Möhren ist eine Anbaupause äußerst wichtig, um Krankheiten zu vermeiden, vor allem die Alternaria. Alternaria sind zwei Pilzarten, von denen eine die Blätter und die andere die Rübe befällt. Im ökologischen Anbau wird diese Pause von vier Jahren streng eingehalten, da nicht wie im konventionellen Anbau auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückgegriffen wird. Genauso sind chemische Düngemittel tabu. Aus diesem Grund werden auch Anbaupausen zu anderen Doldenblütlern eingehalten und der Boden mittels Leguminosen und organischem Dünger aufgewertet. Die Verwendung von robusteren Sorten, ein stärkerer Fokus auf Handarbeit anstelle von Maschinen und der gezielte Einsatz von Nützlingen sind kennzeichnend für den ökologischen Anbau. Bei der Ernte wird auf einen schonenden Umgang mit dem Gemüse geachtet, da Möhren empfindlicher sind, als sie aussehen. Wusstest Du, dass sie sogar Stress empfinden können? Der Stress z.B. beim Fallen aus großer Höhe kann so groß sein, dass er sich auf den Geschmack der Karotten auswirkt.
Wie ist die Ökobilanz von Möhren?
Laut den Berechnungen des IFEU-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg haben in Deutschland verkaufte Möhren eine gute CO2-Bilanz. Ihr insgesamter Emissionswert liegt bei unter 10 g pro 100 g. Dieser Wert erfasst die Emissionen aller Treibhausgase während der Produktion, dem Transport, der Verpackung und der Lagerung und rechnet sie in CO2-Äquivalente um. Zum Vergleich liegen 100 g Kartoffeln bei einem Emissionswert von etwa 20 g pro 100 g, konventionelle Gewächshaustomaten bei etwa 290 g pro 100 g saisonale Tomaten aus Deutschland dagegen nur 30 g pro 100 g. Wenn Du selbst überprüfen möchtest, wie viele Treibhausgase z.B. dein Essen verbraucht, findest hier Du einen CO2-Fußabruck-Rechner vom WWF.
Was macht Bio-Möhren so gesund?
Karotten stecken voller wertvoller Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Dass sie gut für die Augen sein sollen, ist kein Gerücht. Das enthaltende Provitamin Betacarotin wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, welches unter anderem beim Hell-Dunkel-Sehen eine zentrale Rolle spielt. Außerdem stärkt Betacarotin das Herz-Kreislauf-System. Dazu enthalten Möhren viel Vitamin C und E, wodurch sie das Immunsystem unterstützen, die Hautgesundheit verbessern und durch die enthaltenen Antioxidantien sogar Krebserkrankungen vorbeugen können. Die in Karotten enthaltenen Ballaststoffe regulieren die Verdauung, den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel. Darüber hinaus sind sie roh gegessen äußerst kalorienarm. Es stimmt, dass Betacarotin in Kombination mit Fetten, z.B. durch die Zubereitung der Karotten mit etwas Butter oder Öl, besser von unserem Körper aufgenommen werden kann. Laut einer aktuellen Studie wird die Aufnahme von Betacarotin jedoch noch mehr durch den Grad der Zerkleinerung beeinflusst. Während im Versuch bei rohen, geschnittenen Möhren ca. 3 Prozent den Betacarotins aufgenommen wurden, waren es bei pürierten ca. 21 Prozent und bei gekochtem Püree oder Suppe ca. 27 Prozent. Die Verwendung von Fett könnte diesen Effekt noch steigern. Sogar eine zurückliegende Mahlzeit, in der Fette vorkamen, kann ausreichen, um die Aufnahme von Betacarotin zu erhöhen. Wichtig ist noch, Karotten möglichst nicht zu schälen, da die meisten wertvollen Stoffe wie bei Äpfeln direkt unter der Schale stecken.
Verwendungsmöglichkeiten von Möhren
Ebenso vielfältig wie die Namen, das Aussehen und die Wirkungen auf die Gesundheit sind die Verwendungsmöglichkeiten der Karotten. Sie schmecken roh als Snack oder im Salat sowie gepresst als Saft. Sie lassen sich zu leckeren Aufstrichen, Suppen und Püree verarbeiten. Genauso können sie in der Pfanne geschmort oder gedünstet sowie im Ofen gebacken oder zu Kuchen und Brot verarbeitet werden. „Martin Hänsel“, einer unserer Partnerhöfe, beliefert unter anderem die Bäckerei Märkisch Landbrot mit frischen Möhren. Weitere Gerichte, in die Karotten ganz hervorragend passen, sind Gemüsepfannen, Ofengemüse und Sushi. Auch als Beilage sind sie äußerst beliebt. Wenn Du mal etwas Neues ausprobieren willst, wie wäre es mit kandierten, karamellisierten oder marinierten Karotten? Das Möhrengrün verfeinert Salate, Suppen und Smoothies oder ergibt zerkleinert mit etwas Öl und Nüssen ein wunderbar würziges Pesto. Schau gerne in unserer Rezeptesammlung vorbei.
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